"Familienfreundlichkeit ist eine Führungsaufgabe"

"Familienfreundlichkeit ist eine Führungsaufgabe"
News
13. April 2024
Peter Stieger

"Familienfreundlichkeit ist eine Führungsaufgabe"

Auf Einladung der der Fördergesellschaft Arbeitsmarkt Vorarlberg (FAV) widmeten sich 12 Fachleute der Vereinbarkeit von Familie mit Beruf. „Welche Voraussetzungen braucht es, damit Eltern und pflegende Angehörige am Arbeitsmarkt gleichberechtigt teilnehmen können?“, lautete der Titel des dritten Workshops.

Christian Zoll, Geschäftsführer der Industriellenvereinigung, wies in seinem Eröffnungs-Statement darauf hin, dass in Vorarlberg 78 % der Menschen erwerbstätig sind. Bei Männern liege der Anteil bei 82 %, bei Frauen nur bei 72 % - "damit sind wir im Vergleich zur Schweiz oder Süddeutschland das Schlusslicht", so Zoll.

Im strategischen Dialog traf dann der Versorgungsauftrag des Kinderbildungs- und betreuungsgesetzes auf praktische Hürden: "Früher gab es Vergabekriterien, die es berufstätigen Eltern leichter machten, einen Betreuungsplatz zu bekommen. Aktuell haben alle Dreijährigen den Anspruch auf einen Platz, egal, ob dieser dringend gebraucht wird oder nicht", erklärte Sandra Miller-Marte, die die Abteilung Kinder Schulen und Sport der Stadt Feldkirch leitet.

Auf den Schultern der Frauen
Julia Konzett vom Frauenberufszentrum Vorarlberg kennt die schwierige Situation von Frauen: "Sie bekommen eine Stelle angeboten, haben aber keinen Betreuungsplatz für das Kind, müssen die Stelle ablehnen und erhalten kein Arbeitslosengeld mehr." Abgesehen von der finanziellen Situation laste auch noch die Carearbeit und der Mental Load auf den Schultern der Frauen, gesundheitliche Probleme seien oft die Folge.

Sprengelregelung
Einen Lösungsansatz sieht Uwe Breuder von Alpla in der Aufhebung der Sprengelregelung - wenn Kinder zum Beispiel den Kindergarten in der Arbeitsplatzgemeinde der Eltern besuchen könnten. Im jetzigen System sei dies unmöglich, entgegnete Michael Tinkhauser vom Gemeindeverband. Das würde nur dann funktionieren, wenn das Land für alle Einrichtungen verantwortlich wäre, nicht die Gemeinden. Eine gute Lösung für Schulkinder gäbe es bereits - die ganztägige Schulform, meinte Michael Tinkhauser, nur werde diese nicht konsequent verfolgt - aus politischen Gründen.

Best Practice
Dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf durchaus gelingen kann, zeigte Fabian Rebitzer von der FH Vorarlberg auf. Familienfreundlichkeit sei ein kulturelles Thema im Betrieb - und eine Führungsaufgabe. Wenn Männer, die in Karenz gehen, nicht belächelt, sondern als positive Role-Models gesehen würden, würden gewisse "Sub-Töne" und Bemerkungen verschwinden. Familienfreundlichkeit brauche hochflexible Arbeitsmodelle. Und Führungskräfte, die diese Kultur teilen und leben.

100 individuelle Lösungen
Die Leiterin der Personalentwicklung von Russmedia, Claudia Probst, konnte dies nur bestätigen. "Bei uns gibt es 100 individuelle Lösungen", erklärte sie, "viele arbeiten Teilzeit und/oder im Homeoffice." Ein "Wandel-Team" war bei Russmedia im Einsatz, das 70 Mitarbeiter:innen exemplarisch befragte. Der Wandel vollzog sich nicht von heute auf morgen, "aber man muss den Leuten zuhören und Taten folgen lassen," betonte die Personalentwicklerin. Begleitend zu den Maßnahmen gab es Schulungen für Führungskräfte, "und dass unsere neue Chefredakteurin selbst Mutter von zwei kleinen Kindern ist, zeigt, dass Familienfreundlichkeit im Unternehmen auch vorgelebt wird."

Moderator Robert Pakleppa hielt Informationen, Herausforderungen, Ideen und Lösungen fest und wird die Erkenntnisse mit FAV-Geschäftsführer Peter Stieger nachverdichten, um sie bei einer gemeinsamen Abschlussveranstaltung zu präsentieren.

"Familienfreundlichkeit ist eine Führungsaufgabe"
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Statement Martin Wolf

Danke für dein Feedback, Martin Wolf!